2013 Congress: “The Educator’s View of the Human Being: Consequences for Schools and Teacher Education”
May 1-3rd, 2013, Diplomatic Academy, Vienna
Congress Intentions
In der pluralen und offenen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts scheint die Frage nach dem Men- schenbild in der Pädagogik vielerorts überholt zu sein: Liegt nicht ein wesentliches Kennzeichen eines liberalen Erziehungssystems darin, in Menschenbildern normative Konzepte zu sehen, auf die verzichtet werden sollte? Und besteht nicht bei Lehrerinnen und Lehrern, die sich einem Menschenbild verpflichtet fühlen, die Gefahr einer verkürzten Weltsicht oder gar weltanschauli- cher Indoktrination ihrer Schülerinnen und Schüler?
Trotz oder auch gerade wegen dieser zweifellos bestehenden Problematik kann jedoch Erzie- hungswissenschaft auf eine kritische Reflexion der anthropologischen Grundlagen pädagogischen Handelns nicht verzichten. Denn: Ist pädagogisches Handeln überhaupt vom Menschenverständ- nis seiner Akteure trennbar? Und leistet eine explizit „Menschenbild-freie“ Erziehung nicht auch impliziten, sogar unreflektierten Überzeugungen im pädagogischen Handeln Vorschub?
Von der immer wieder diagnostizierten Ökonomisierung des Bildungssystems über die aktuelle bildungspolitische Debatte um Bildungsstandards bis hin zur Entwicklung von Lerntheorien und -konzepten – überall kann berechtigt nach dem dahinter stehenden Menschenverständnis ge- fragt werden. Der Kongress möchte aus unterschiedlichen Blickwinkeln und wissenschaftlichen Disziplinen diesen Fragen nach der Relevanz und Problematik anthropologischer Annahmen, Überzeugungen und Erkenntnisse für die Pädagogik nachgehen und zu einer Analyse und Diskus- sion der Bedeutung und des Einflusses unterschiedlicher Menschenbilder auf unser Schul- und Bildungssystem beitragen.
So wird unter anderem Jochen Krautz, Professor für Kunstpädagogik an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, in seinem Eröffnungsvortrag das hinter bildungspolitischen Maßnahmen wie PISA-Test und Bologna-Prozess stehende Menschenbild kritisch beleuchten. Harm Paschen, emeritierter Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaften an der Universität Bielefeld, setzt sich in seinem Beitrag mit der aktuellen Diskussion um Inklusion und dem damit verbunde- nen Menschenbild auseinander und Thomas Fuchs, Professor für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Heidelberg, analysiert den Menschen aus neurobiologischer und philosophischer Perspektive als lernendes Wesen.
The Educator’s View of the Human Being